Neumünster und Racing bieten sich die Stirn.
Am Dienstag, 16. September 2025, 20.15 Uhr standen sich der FC Neumünster und der Racing Club Zürich unter blendendem Flutlicht und künstlichem Rasen auf der Sportanlage Herrenschürli gegenüber und riefen zum Ernstkampf um beidseitig wichtige Punkte in der 4. Meisterschaftsrunde auf. Mit Blick auf die vier vergangenen Duelle der Kontrahenten durften sich die Zuschauer wohl eher auf kühles Bier statt Torspektakel eingestellt und beim Schlusspfiff ihren Augen kaum mehr getraut haben. Damit Anpfiff und Prost!
In den Anfangsminuten tasteten sich beide Mannschaften vorerst ab und versuchten sich mit gepflegtem Aufbauspiel in die Offensivzonen zu spielen, wobei nennenswerte Chancen vorerst ausblieben. Racing trat gewohnt lauffreudig auf und setzte die Neumünsteraner bereits hoch in der eigenen Hälfte unter Druck. Ins Auge fiel dabei insbesondere der elegant aufspielende Racing- Spielmacher Luc Milani, welcher in der 19. Minute mit einem ansehnlichen Schnittstellenpass Mitspieler Carmine Albisetti in den Neumi-Strafraum lancierte und Neumi-Goali Struchen aus der Kiste lockte. Albisetti behielt die Übersicht und legte auf den zwischenzeitlich nachgerückten Milani zurück, welcher aus ca. 14 Metern abgeklärt an den Füssen der Neumi-Verteidigung zum 0:1 Führungstreffer einschob. Milanis diesjähriges Gastspiel bei den SC Berliner Amateuren – bei welchen sich aktuell auch Neumi-Urgestein Lole Dändliker fit und trinkfest hält – schien ganz zum Graus von Neumi seine Früchte zu tragen. Ungeachtet dessen reagierte Neumünster prompt auf den Führungstreffer in persona Wim Koch. Dieser trat einen Eckball auf den ersten Pfosten in Richtung Routinier Juan Huacan, welcher herzhaft sein gesamtes peruanisches Kampfgewicht in den scharf getretenen Ball preschte und diesen an die Querlatte von Racing donnerte. Glück auf Seiten Racing!
Wim Lionel Koch zeigte sich an diesem Abend ohnehin besonders spielfreudig und dribbelte sich des Öfteren in Messi-Manier über den linken Flügel durch die Racing-Abwehr und setzte vielversprechende Akzente – dies jedoch nicht nur mit seinen flinken Füssen sondern auch mit seinem Mundwerk. Enerviert – es erinnerte etwas an die Interview-Szene ¿Que miras, bobo? ¿Que miras, bobo?“ – forderte Lionel Koch die auf seiner Seitenlinie johlenden Racing-Fans auf, mal endlich den „Latz“ zu halten. Gemeint waren damit sicherlich nicht die Einflauf-Leibchen. Was soll’s – eine Szene, die auf dem Gastfeld in Schwammedingen sicherlich kein Seltenheitswert zukommen dürfte.
Damit von den Nebenschauplätzen zurück zum Spiel. Angeführt von Kapitän Rico Brütsch – welcher diesen Sommer gerade noch am Sandstrand von Cefalu die Füsse hochlagerte und sich braungebräunt die sutersche Literatur zu Gemüte führte – übernahm Racing verstärkt das Zepter. Dabei setzte Racing-Spielertrainer Polinski in der 27. Minute zum langen Ball aus der eigenen Spielhälfte an und fand plötzlich den geschickt stürmenden Albisetti im Neumi-16er, der den Ball mit seinem langen Schopf an den Fäusten des herausgeeilten Neumi-Goalis vorbei über die Torlinie köpfte und die Führung damit auf 0:2 ausbaute. Bei diesem Tor machten es die Neumünsteraner dem Gegner leider etwas gar einfach. Ein Geschenk!
Die Racing-Herren nun im Höhenflug. Lediglich vier Minuten später folgte ein flacher Ball vom rechten Flügel aus in den Strafraum von Neumünster, welchen erneut Albisetti geschickt ablief und schnörkellos in den langen Ecken platzierte. 0:3 nach Doppellschlag Albisettis! Was ist denn hier los?!
Trotz der frühen Rücklage schienen die Neumünsteraner aber keineswegs beeindruckt zu sein und setzten in Minute 36. zum Kombinationsspiel an. Der Ball lief von Innenverteidiger Egli über die Mitte zu Glaus hin zu Müller, welcher den Ball auf den Flügel zu Koch passte und sogleich zurückerhielt um dann – weils so schön war – erneut den inzwischen im Strafraum gelangten Koch in Szene zu setzen. Koch preschte mit Ball am Fuss in Richtung Tor, behielt (dieses Mal) einen kühlen Kopf und legte zurück auf Dauerbrenner Leonard Oberholzer ab, welcher kaltschnäuzig zum 1:3 Pausenstand einschob. Wichtig!
Nach Seitenwechsel lief Juan Huacan in Minute 51 einen Pass im Aufbauspiel von Racing geschickt ab und setzte unverzüglich zum prestigeträchtigen Chip-Ball in den Strafraum an. Dort fand er den alleinstehenden Dario Müller, welcher vom Bundesliga-Logo inspiriert in Richtung Ball sprang und mittig entgegen der Laufrichtung des Racing-Goalis zum 2:3 Anschlusstreffer einnetzte. Das ist der Spirit! Neumi hatte damit Blut geleckt und bestimmte fortan verstärkt die Spielgestaltung. Besonders herauszuheben ist dabei die Leidenschaft vom lauf- und vor allem lautstarken Rechts-Aussen Manuel Zinnenlauf, welcher sowohl im Stande war seinen
Gegenspieler zu tunneln (olé) als ihn auch sauber niederzugrätschen (rrratsch). Aber damit nicht genug – Manu Zinnenlauf gelang es auch einen gut getretenem Eckball von Ferienrückkehrer Gabay in Minute 57. mit seinem Aussenrist in die nahe untere Torecke zu schlenzen und damit die Neumünsteraner zum verdienten Ausgleich zu schiessen. Welch Teufelskerl!
Racing war konsterniert von der Entschlossenheit Neumis, welche fortan auch nach dem Führungstreffer lechzten. Lediglich zwei Zeigerumdrehungen später fand ein frecher Chip-Ball aus dem Halbfeld von Timon Hazewinkel das Stürmer-Ass Dario Müller, welcher den Ball gekonnt per Brustabnahme in Richtung Flügelstürmer Fabian Thöni abprallen liess. Der frisch eingewechselte Thöni verwertete die bereits traumhafte Chancenerarbeitung per satter Direktabnahme mit seinem rechten Innenrist in hohem Bogen ins obere linke Lattenkreuz zum Traumtor. Ekstase auf Neumünster-Seiten und damit trat die bereits zuvor im FCN-Live-Ticker prophezeite Wendung des 0:3 Rückstands hin zum 4:3 Vorsprung ein und die verstummten Racing-Fans konnten nun nichts anderes mehr tun als eben diesen ihren Latz zu halten. Gespenstisch – aber geil!
Die Neumünsteraner legten anschliessend ihr Hauptaugenmerk auf die Verwaltung der Führung und agierten mit disziplinierter Abwehrarbeit und konsequenter Zweikampfführung. Es schien alles unter Kontrolle zu sein bis hin zur Minute 79. In dieser flankte Racing-Aussenverteidiger Meloni den Ball ungefährlich von rechts aus dem Halbfeld vor die rechte Neumi-Strafraumgrenze, wo der Ball den Kopf von Neumi-Mittelfeld-Motor Glaus fand und hin zur linken Strafraumgrenze flog. Dort gewann Racing den Luftkampf und der Ball wurde blindlings vor den 5-Meter-Raum geköpft hin zum geschickt davongeschlichenen Albisetti, welcher erneut über die Fäuste des von Schmerzmitteln etwas (oder etwas stark?) benebelten FCN-Goali Struchen zum 4:4 Ausgleich köpfte und damit seine ohnehin schon starke Leistung mit einem Dreierpack krönte. Etwas Dusel ja, dennoch müssen die Neumünsteraner bei einer solchen Ausgangslage schlicht konsequenter agieren. Doch damit nicht genug. Der Dusel hielt an – nur diesmal im Strafraum von Racing. Manuel Zinnenlauf – heisser Anwärter auf den Man-of-the-Match-Award – hatte noch nicht genug und warf den Ball von der rechten Seitenlinie weit in den Racing-Strafraum ein, wobei sich die Racing-Herren unbeholfen im Weg standen und sich den Ball von Flügelstürmer Arik Gabay abluchsen liessen, der per Dropkick ins untere linke Eck absahnte. Erneute Führung vor den FC Neumünster in der 80. Minute und damit die vermeintliche Sicherung eines Vollerfolgs. Nichts da, Racing wollte sich partout nicht geschlagen geben und erhöhte nochmals den Druck in den Schlussminuten. Eine Grätsche im Neumi-Strafraum sorgte noch für etwas Gesprächsstoff. Der souverän pfeifende Schiedsrichter blieb aber seiner englischen Linie treu und zeigte unverzüglich auf die Eckfahne. FCN-Goali Struchen (wieder scharfsinnig?) packte dann eine Glanzparade aus und hielt die Führung Neumis. In der 89. Minute kam es letztlich nochmals nach Eckball zum Showdown als Racing-Kapitän Brütsch beim ersten Torpfosten höher stieg als die Neumi-Hünen und doch noch zum 5:5 Ausgleich und Endstand köpfte. Mist!
Für einmal endete dieses umkämpfte Duell mit einem Torregen. Alles in allem dürften sich beide Mannschaften nach der gezeigten Leistung mit der Punkteteilung zufrieden geben. Auf Seiten von Neumünster sind ganz klar die gute Moral und die ansehnlich herausgespielten Tore hervorzuheben, welche die Umkehr des 0:3 Rückstands erst möglich machten. Mit etwas mehr Glück wäre wohl mehr drin gewesen, doch dieses Glück lässt sich bekanntlich erzwingen und dabei gilt es den eigenen Kasten möglichst sauber zu halten. Die Gelegenheit dazu bietet sich alsbald beim nächsten Meisterschaftsspiel gegen den FC Unterstrass. Seid dabei! #neumifreumi