Altherrenpirrouette

Nach dem 4:2 Sieg zum Rückrundenstart gegen den FC Meilen galt es auch den zweiten Goldküstenvertreter in Folge ohne Punkte die Heimreise antreten zu lassen. Das etwas ausgedünnte Kader wurde durch zwei namhafte Ersatzleute verstärkt. Zum einen nahm Jungsenior Koller seinen alten Stammplatz an der Seite von Capitano Huber wieder ein, zum anderen gab Schwegler nach langjähriger Schaffenspause sein Comeback in einem Ernstkampf. Der Car mit den Neumiultras an Board blieb leider im durch den Züri-Marathon bedingten Verkehrschaos stecken (Merci Corinne), sodass das Spiel vor einer dürftigen Kulisse von gut 20 Zuschauern angepfiffen wurde. 

Neumünster übernahm gleich nach Anpfiff das Spieldiktat und war feldüberlegen, jedoch gelang es dem “Eins” vorerst nicht, sich klare Torchancen zu erarbeiten. Zu oft fehlte die nötige Geduld und Präzision. Es wäre auch keine Schande einen Angriff einmal abzubrechen und neu aufzubauen. Trotzdem kam das Team ab Mitte der ersten Halbzeit zu einigen guten Möglichkeiten. Eine dieser guten Möglichkeiten vergab Schwegler, als er plötzlich alleine vor dem gegnerischen Torhüter auftauchte. Augenscheinlich wähnte er sich dabei im Hallenstadion, da er im Stile Baltisbergers den gegnerischen Torhüter umkurven wollte…so versandete diese Chance im Acker des Platz 2. Die zweite richtig gute Gelegenheit bot sich Gabay, als er auf halblinker Position unbehelligt in den Strafraum eindrang, wo er sich entweder für einen Abschluss oder einen Pass auf den mitgelaufenen Müller entscheiden konnte. Entsprechend seiner politischen Positionierung als eingemitteter Sozialdemokrat wählte er einen unbrauchbaren Kompromiss, woraufhin sich das Spielgerät im braunen Sumpf rechts des Tores wiederfand. So ging es mit einem 0:0 in die Pause. Aufgrund der absolut sattelfesten Defensive um Abwehrpatron Straumann war man in der Halbzeitpause überwiegend positiv gestimmt. 1-2 Tore würden schon fallen, sagte man sich. Und so kam es dann auch. Die 63. Minute lief als unsere Nummer 1, Luca “Gigi “ Baici, den Ball abfing, sofort umschaltete und per AuskickFlügelflitzer Gabay lancierte. Gabay brachte die Pille unter Kontrolle und schickte den steil in die Tiefe gestarteten Müller, dieser narrte mit seinem obligaten Haken einen Gegenspieler und schob trocken zum 1:0 für das Heimteam ein. Der FC Neumünster schaltete daraufhin einen Gang zurück und übergab das Zepter unnötigerweise dem FC Männedorf, dessen Angriffsbemühungen allerdings in den meisten Fällen schon im Keim erstickt wurden. Nun warteten eigentlich alle Anwesenden nur noch auf den Schlusspfiff, unwissend, dass der unbestrittene Höhepunkt dieser Partie noch bevorstand. In der 88. Spielminute brachte Flankengott Naumann den Ball nach einer einstudierten Cornervariante zur Mitte, wo Schwegler zur Bielmann-Pirouette ansetzte und den Ball mit der Hacke im langen Eck versenkte. Ein Traumtor! Kurz darauf erfolgte der Schlusspfiff, mit diesem souveränen 2:0 Sieg konnte man am Ende zufrieden sein. Positiv gilt es an dieser Stelle noch den aus dem Vaterschaftsurlaub zurückgekehrten Koller zu erwähnen, welcher an der Seite des ebenfalls sackstarken Capitano Huber ein einwandfreies Spiel ablieferte. 

Nach dem Match folgte ein durchaus sauberes Höckle, an dessen Ende sich einige Vereinsvertreter noch auf weiterführende Missionen begaben. Eine Delegation um Jürgen “Ville” Klopp und dessen Assistent Harald “Lini” Gämperle liessen sich im Pub vom englischen Spitzenkampf inspirieren, wobei der Fokus anscheinend vor allem auf dem schnellen Umschalten von Chicken Wings auf Clubsandwich lag. Die andere Delegation bestehend aus Oli “Bierli” Naumann und Dario “Prösi” Müller kundschaftete derweil mögliche Etablissements für eine allfällige Meisterfeier aus. Wie gesagt wir schauen von Spiel zu Spiel. Am Mittwoch, 20. April geht es weiter, auswärts gegen den FC Seefeld. 

PS: Unerfreuliches war rund ums Dienstagstraining zu hören. Die ohnehin schon umstrittene Personalie Dürig soll sich einen weiteren Fauxpas geleistet haben. So bezeichnete er das Traumtor Schweglers als Zufalls- beziehungsweise Glückstreffer. Eine derartige Entgleisung wird in Zukunft mit der Nichtbeachtung des Wunschs auf Auswechslung bestraft.

Und dann war es vollbracht an jenem Sonntag, dem 11.06.2023, als der Schiedsrichter pünktlich um 13:45 Uhr das letzte Meisterschaftsspiel der Saison 2022/2023 für beendet erklärte. Nach sage und schreibe 17(!) Jahren gelang es dem Fanionteam des FC Neumünster, den lang ersehnten Aufstieg in die Zürcher 3. Liga zu realisieren. Aber gehen wir der Reihe nach vor.

Alles war angerichtet. Vor dem letzten Spiel gegen den FC Maur, dessen Titelambitionen in dieser Saison frühzeitig begraben wurden, sah die Ausgangslage wie folgt aus: Zwei Punkte Vorsprung, einen Strafpunkt weniger und ein besseres Torverhältnis als der direkte Konkurrent aus dem Zürcher Kreis 8. Rein rechnerisch hätte auch ein Unentschieden gereicht, aber auf solche Zahlenspielchen wollte man sich tunlichst nicht einlassen. Die Devise an diesem Spieltag war klar: Ein Sieg musste her. Aufgrund des erwarteten großen Zuschauerandrangs und der damit verbundenen prekären Verkehrssituation, traf sich ein Großteil der Mannschaft bereits frühzeitig am vereinbarten Treffpunkt auf der Sportanlage Looren, um gewissenhaft die Vorbereitungen für das letzte Meisterschaftsspiel der Saison zu treffen. Wer einen seltenen Einblick in die Kabine des Heimteams bekam, konnte die Anspannung förmlich mit den Händen greifen. Spätestens als der rekonvaleszente Altmeister Tenchio mit viel Pathos eine rührende Anekdote aus vergangenen, schweren Tagen des FC Neumünster zum Besten gab*, wusste jeder in der Mannschaft, wofür er in den kommenden 90 Minuten sein letztes Hemd geben würde.

Nach dem Auswärtserfolg gegen den FC Volketswil entschied man sich, personell keine großen Experimente einzugehen. Never change a winning team, oder so ähnlich. Für den angeschlagenen Innenverteidiger Tenchio rückte Egli in die Startelf und auf der Torhüterposition erhielt Baici erneut das Vertrauen des Trainergespanns um Reiff und Westerberg. Frei nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ zeigte das Heimteam vor ausverkauftem Haus, dass es schnellstmöglich die Entscheidung erzwingen wollte. Mal für Mal spielte man die schnellen Außenspieler Gabay und Meyer, sowie die technisch versierten Hazewinkel und Müller in der zentralen Angriffsreihe an, ohne jedoch den erhofften Torerfolg zu erzielen. In der 23. Minute war es dennoch so weit. Nach einem Foulspiel im gegnerischen Halbfeld schlug Gabay den Ball gefährlich in Richtung langer Pfosten, worauf der gegnerische Torhüter den Ball nur unzureichend klären konnte. Lienert war zur Stelle und entschied sich kurzerhand dafür, das Runde ins Eckige zu bugsieren. Für solche Situationen wurde wohl das Wort „Brustlöser“ konzipiert. Mit einer 1:0-Führung im Rücken ging es in die Halbzeitpause.

Auch nach dem Seitenwechsel suchte der FCN den zweiten Treffer, scheiterte jedoch oft am eigenen Unvermögen. Nach gut einer Stunde Spielzeit wurden Larcheveque und Koch für Gabay und Meyer eingewechselt. Ein wenig später kamen auch noch Stachowski und Gomez für Hazewinkel bzw. Müller ins Spiel. Doch die knappe Führung konnte durch die personellen Impulse nicht ausgebaut werden. Schließlich durfte auch Neumünster-Legende Naumann zum Einsatz kommen. Er ersetzte den stark aufspielenden Moser und sollte helfen, die knappe Führung über die Zeit zu bringen. Zusammen mit den beiden Mittelfeldmonstern Huacan und Huber, der Verteidigungsreihe bestehend aus Straumann, Egli und Lienert sowie Torhüter Baici wurde in den Schlussminuten jedes spielerische und taktische Konzept über Bord geworfen, um als (verdiente) Sieger vom Platz zu gehen. Mitten im ohrenbetäubenden „Hopp Neumi“-Gesang wurden die angereisten Tifosi um 13:45 Uhr Zeuge sporthistorischer Ereignisse. Schluss. Aus. Vorbei!

Der FC Neumünster krönte sich zum Meister und spielt zur kommenden Saison in der 3. Liga! Binnen weniger Sekunden bildete sich inmitten des Spielfelds eine Neumünster-Jubeltraube, die von Gefühlen übermannt versuchte, das soeben Erreichte zu verarbeiten. Gut Ding will Weile haben. Im Laufe der letzten Jahre hat sich am Fusse des Loorenkopfs eine Mannschaft gebildet, die sich für getane Arbeit endlich mit dem langersehnten Aufstieg belohnte. Herzliche Gratulation!

Unter den Augen zahlreicher Freunde, Familienmitglieder und Neumünster-Sympathisanten wurde der Startschuss für die folgenden Festivitäten gegeben. Angeführt von Bier-Kapitän Naumann wurden die Korken knallen gelassen und bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Nachdem der Alkohol-Stoffwechsel im Fuessballstübli zu Witikon angekurbelt wurde, ließ man sich im Piccolo Giardino bei Speis und Trank verwöhnen. Einige Hartgesottene und Unverbesserliche (Namen der Redaktion bekannt) fanden in der Olé Olé Bar bei einem Kaltgetränk und (steifen) Hüftschwüngen einen würdigen Abschluss eines unvergesslichen Tages.

Aber halt, die Saison ist noch nicht vorbei! Am Samstag, den 01.07., lädt der FC Neumünster ab 15:00 Uhr im Piccolo Giardino zum gemeinsamen Saisonabschluss ein. Im Anschluss finden die berühmt-berüchtigten „Neumi-Awards“ statt, bei denen noch einmal auf die Leistungen in der abgelaufenen Saison 2022/2023 zurückgeblickt und in Erinnerungen geschwelgt werden kann. Der FC Neumünster freut sich auf ein zahlreiches Erscheinen.

* Korrigendum: Das letzte FCN Spiel in der 3. Liga endete nicht mit 0:12 gegen African Football Club sondern „nur“ mit 3:10 gegen den FC Tetova. Lang ist’s her.