Diesen Sonntag, 6. April 2025, hiess es den Ligakrösus und Tabellenführer Witikon mit einem Punktverlust zu ärgern. Kurz vor Anpfiff heizte Kapitän Huber die Mannschaft nochmals so richtig ein. Der Schlachtruf? “Zeigemers dene fucktards, gschlosse, als Mannschaft, fürenand – come on boys!” Und so ertönte “Come on” im Plenum und dem Kampf um die Vorherrschaft auf der Looren stand nichts mehr im Weg. Der Zeiger auf 12.00 Uhr, trügerischer Sonnenschein und eisiger Wind aus Nordost. Die Neumi-Legenden Oli, Diego und Tom füllten die Plätze der Bier-Sektion, wobei von Looren-Stammtrinker Mani jede Spur fehlte. Mutmasslich weiss Letzterer nicht mehr so recht für welche Truppe sein Herz denn nun schlägt und entschied sich kurzerhand mit den Hülsen in der Gourmet-Cafeteria vorlieb zu nehmen. Prost und Anpfiff!
Getreu der Anweisung des Trainer-Staffs stand Neumünster kompakt und eng bei den Männern in Rot. Über die Mitte liess man nichts anbrennen, entsprechend versuchten die technisch versierten Witiker das Abwehrbollwerk der Weiss-Grünen vermehrt mit langen Bällen zu durchbrechen. Ein Fall für Aushilfs-Aussenverteidiger Imfeld, der sich in diesem Spiel mit besonders starker Leistung für vermehrte Einsätze auf diesem Posten empfahl. Gekonnt gelang es ihm, die Bälle mit seinem versierten Fuss in gefahrlose Zonen zu spedieren und so der allmählich in die Jahre gekommenen Neumi-Truppe kurzzeitige Verschnaufpausen zu verschaffen. Landeten die Bälle für einmal nicht bei Imfeld, räumten Straumann, Egli und Oberholzer schnörkellos ab was ihnen in die Quere kam – ganz egal wie bullig die Widersacher und breit deren Köpfe.
Holprig der Naturrasen, hart geführt die Zweikämpfe, klebrig der Ball und unberechenbar der Wind. Von Tempofussball keine Spur. Gefragt war eine Einzelaktion und dies nahm sich Larcheveque “Le Grand” besonders zu Herzen. In der 15 Minute wirbelte sich dieser – nach Vorlage des in die Tiefe gefallenen Müller – in Manier eines tasmanischen Teufels über die rechte Platzhälfte vor den 16er der Witiker und schloss im Sturzflug – wie könnte es auch anders sein – mit seinem schwächeren linken Fuss gezogen in die rechte untere Ecke ab. Der Torwart nicht lang genug und die Witiker-Verteidiger konsterniert vom unikaten und oftmals schmerzhaften Rhythmus Larcheveques. Ball im Netz, Larcheveque und Kumpanen jubelnd in der Luft – 1:0 Neumi. Bäm!
In den darauffolgenden 25 Minuten durften die mehr oder minder zahlreich erschienenen Zuschauer ein ausgeglichenes und umkämpftes Spiel mitverfolgen. Neumi agierte als geschlossene und disziplinierte Einheit und versuchte die Witiker Reihen mit Nadelstichen über die Flügel zu ärgern. Gabay tankte sich immer wieder Mal mit seiner noch währenden Geschwindigkeit über links durch, wobei es zumindest nach der einen Flanke sehr brenzlig wurde als wieder Larcheveque auf dem zweiten Pfosten kurz vor dem 5 Meterraum am Ball vorbeisegelte. “Le Grand” für einmal nicht “Grand” genug. Der Tabellenführer noch immer bemüht mit Ballbesitzfussball Akzente zu setzen und spielbestimmend aufzutreten. Ziel der Roten? Die individuellen Stärken der Mitspieler in Szene zu setzen. Irritierend dabei der Umstand, dass sie (im Eifer des Gefechts) die Namen der Mitspieler nicht immer ganz so präsent hatten. In Minute 40 aber gelang es dann doch und das Neumi-Netz zappelte ein erstes Mal. Ein Flankenball mit dem Aussenrist von Links aus dem Halbfeld über die Köpfe der Neumi-Verteidigung in den 16er, Flipperball beim Klärungsversuch und vor die Füsse von Jeisy, der nur noch einzuschieben brauchte. Die Neumünsteraner gerieten in den letzten Minuten der ersten Halbzeit ins Hintertreffen und Witikon erstarkte augenscheinlich. Sie agierten nun entschlossener, insgesamt druckvoller. Es folgte wiederum über die linke Seite ein unpräziser Flankenball auf Höhe des 16er, welcher per Brustannahme eher zufällig als gewollt zurückgelegt wurde auf den goldrichtig stehenden Stefanidis. Wuchtig sein Distanzschuss aus gut 25 Metern durch die Reihen der Grün-Weissen und direkt ins linke untere Eck. Doppelschlag und Pausenpfiff!
Alle wollten durchatmen, nur Wenk nicht – der setzte zur Halbzeitansprache an. Feurig! Also traten traten die Neumünsteraner gänzlich unbeeindruckt von der Aufmüpfigkeit Witikons zur zweiten Halbzeit an. Die Anfangsminuten glichen jenen der ersten Hälfte. Witikon bemüht um die Spielgestaltung mit Ball, Neumi mit breiter Brust und Raumgewinn. So tankte sich Müller zwischen zwei Verteidigern in den 16er durch, wo er doch ziemlich ungestüm und alles andere als clever zu Boden getreten wurde. Der Pfiff entschlossen, Zeigefinger auf Elfmeterpunkt, die Sache glasklar. Gabay griff zum Ball und winkte sogleich Almene ab, der sich mit Nachdruck als Schütze zu Wort meldete und – um es in den Worten Straumanns zu sagen – sich gegen seinen Ex-Verein “unsterblich machen wollte”, es aber nicht durfte. Almenes Glanzmoment sollte aber noch kommen. Vorerst aber zum ersten von drei Duellen in der zweiten Halbzeit zwischen Gabay und Witikon-Torhüter Ninnis. Ersterer setzte zum Elfmeter an, entschied sich das Runde ins rechte obere Eck zu zimmern, doch Torhüter Ninnis war zur Stelle und parierte den Schuss mit einem anschaulichen Hechtsprung, rappelte sich blitzschnell auf und stürzte sich sogleich auf den Ball, gerade noch vor den zum Nachschuss eilenden Neumi-Stürmern. Nach erneutem Fehlversuch dürfte die Frage des Penalty-Schützen künftig heiss diskutiert werden. Jedenfalls blieb es beim 2:1, dies ganz zur Freude der Witiker. Davon beflügelt, intensivierten die jungen Roten ihre Angriffe und versetzten die alternden Neumünsteraner vor immer grösser werdenden Schwierigkeiten. Es folgte ein Pfostenschuss über die rechte Seite, welcher an Struchen vorbei an die Latte gelenkt wurde. Seitliche Dribblings in den 16er von Neumi, welche dann teils knapp, teils kläglich neben oder über das Gehäuse bugsiert wurden, wenn nicht gerade Goali Struchen zur Stelle stand und seine solide Leistung weiter ausbaute. Doch auch Neumi unterliess es nicht für offensive Akzente zu sorgen. Müller – der in diesem Spiel einiges einstecken musste und tapfer auf die Zähne biss – stürmte über rechts in den Strafraum und schloss satt ab. Torhüter Ninnis stand jedoch abermals zur Stelle und hielt. Schwindelerregend.
Für einmal wurde es dann auf der Neumi Bank unruhig. Lauthals gaben das Trainer-Gespann Westerberg und Reiff Anweisungen zwecks neuer Formation. Ein Mittelfeld-Spieler in die Verteidigung, ein Verteidiger ins Mittelfeld, ein Verteidiger raus und Straumann fand sich Linksaussen in einer 3er-Kette wieder, wobei diesem die Luft für gefühlte 3 Minuten ausreichte und sogleich zum Wechsel flennte. Kurz darauf folgte ein lang gezogener Ball über das halbe Feld auf den rechten Flügel hin zu Larcheveque, der den Ball vor den 16er auf Wenk köpfte, welchem es gelang, zwischen die Abwehrreihen den im Strafraum stehenden Gabay zu finden. Arik “Bale” Gabay stand zur Stelle, schob den Ball filigran an Verteidiger und Torhüter von seinem linken auf seinen rechten Fuss vorbei und direkt ins Netz. So fiel letzten Endes doch noch der Ausgleich und das zweite Duell gegen Ninnis ging auf Gabay Konto. Mit schönem Ding den Elfmeter-Patzer ausgebügelt.
Im Handkehrum wollten die Witiker ihren unterschiedlich hochdotierten Spielerverträgen auf die Schlussminuten noch irgendwie gerecht werden und schlugen wahllos lange Bälle in Richtung Neumi-Tor. Die Lufthoheit verblieb aber in den Reihen der Grün-Weissen Hünen. Sehr brenzlig wurde es doch noch einmal nach ansehnlichem Kombinationsspiel Witikons. Vom Innenverteidiger auf den Stürmer, Abpraller zum Mittelfeldspieler und direkter Schnittstellenpass in die Füsse des Stürmers Chambon, welcher alleine auf das Tor zog, jedoch von Struchen mit einem Spagat überrascht wurde und den Ball verzettelte. Eine Szene wie aus dem Bilderbuch.
Wie bereits angetönt – da war doch noch was mit Almene. Ein lang getretener Freistoss Witikons fand seinen Weg in die linke Hälfte des Neumi-16er, Dropkick auf Yann Struchen, der in den Rücken des im 5er stehenden Witiker-Stürmers parierte und direkt vor die Füsse von Almene. Dieser trat den Ball adrenalingeladen und mit voller Wucht in Richtung des eigenen Tores – wohlgemerkt in den Schlussminuten beim Stand von 2:2 -, direkt in den Rücken des vorausgeeilten und praktisch auf der Torlinie stehenden Witiker-Stürmer, zurück über den Kopf Almenes und vor seine eigenen Füsse. Dann aber doch der ersehnte Befreiungsschlag, dieses Mal in die richtige Richtung fernab vom eigenen Kasten untermauert mit einem Mix zwischen Freudenschrei und Schlachtruf. Blockbuster in den Schlussminuten.
Gabay und Ninnis 3.0. Sie wollten es ein letztes Mal wissen. Dabei wurde Gabay mit langem Ball über die linke Platzhälfte lanciert. Diesen erreichte er – trotz dezentem Schwimmring aus der Winterpause – pfeilschnell und noch deutlich vor dem aus der Kiste eilenden Ninnis. Nach Lupfer über dem Kopf des Goalis ertönte ein Knall und Ninnis wälzte sich lautstark am Boden. Ein Schauspiel, welchem der Schiri leichtgläubig erlag. So pfiff er den noch immer stürmenden Gabay zurück und zeigte gelb, was für diesen Gelb-Rot bedeutete. Fingerspitzengefühl? Fehlanzeige. Chance zur Führung vertan. Aber egal. Denn ungeachtet dessen wird das Unentschieden allen Herren gerecht. Für einmal machten sie beide vorne, kassierten sie aber auch beide hinten – kippen hätte es auf beide Seiten können, nicht aber an diesem Sonntag. Damit Endstand 2:2. Die Vorherrschaft auf der Looren ist bis auf Weiteres zu teilen.
Nach miserablen Auftritten in der Vorbereitung bewiesen die Neumünsteraner auch diesen Sonntag wieder, dass sie liefern, wenn es drauf ankommt. Tabellenschlusslicht Fällanden muss sich also am kommenden Sonntag «ganz klar einmal möglich sein, dass wir zu den Spitzenleuten in diesem Management gehören» bzw. (inzwischen) ganz dick im 3.Liga-Büsney mitmischen.