Endspurt

Das Ausscheiden gegen den FC Embrach bedeutete zeitgleich, dass man sich der ungewohnten Doppelbelastung aus Pokalwettbewerb und Ligabetrieb entziehen konnte. Die ungeteilte Aufmerksamkeit galt nun der Meisterschaft. Trotz der ausgesprochenen Kadertiefe merkte man den Mannen des FC Neumünster an, dass die Hinrunde ihre körperlichen, als auch mentalen Spuren hinterlassen hatte. Glücklicherweise konnte man sich auf die Grundlagenausdauer verlassen, die in den Sommertrainingseinheiten unter Anleitung des Trainergespanns um Reiff und Westerberg geschaffen wurde. Die Kombination aus US-amerikanischem «Football Drill» und skandinavischem Langlaufeinheiten (Petter Northug wäre stolz gewesen) würde sich insbesondere zum Ende der Saison bezahlt machen. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass 18 der 29 bis dato erzielten Tore in der zweiten Halbzeit erzielt wurden. Rückblickend traute manch einer anfangs Vorbereitung seinen eigenen Augen nicht, als im Zürcher Blätterwald das Gerücht die Runde machte, dass sich ein Grossteil des Fanionteams für einen 12-Minuten Lauf auf der Sportanlage Sihlhölzli verabredete. «Shuttle-Runs» gehörten plötzlich zum Standard-Vokabular der Mannschaft und ersetzten den etablierten «Shötli-Run», der insbesondere von der Altherrenfraktion um Abwehr-Ass Naumann ausgiebig auf dem «Sunnedeck» praktiziert wurde.

Die zweite Mannschaft des FC Stäfa bildete den Abschluss einer intensiven Woche, die aus nicht weniger als drei Spielen à 90 Minuten bestand. So traf man sich an jenem Sonntag im Nebelmeer zu Witikon, um vor versammeltem Anhang die nächsten drei Punkte einzufahren. Nach einer umkämpften Anfangsphase, in der es Chancen hüben wie drüben zu beobachten gab, setzte sich die Heimmannschaft zunehmend in der generischen Hälfte fest. Nach einem gefährlich getretenen Freistoss aus dem linken Halbfeld war das Glück dem Huacan hold. Im Stile von Nationallegende Paolo Guerrero schädelte der Mann fürs Grobe das Leder in die Maschen. Trotz merklicher Feldüberlegenheit gelang es den Hausherren jedoch nicht mehr, den so wichtigen zweiten Treffer nachzulegen. Nach dem Seitenwechsel verkam das Spiel zu einer einzigen Abwehrschlacht. Frei nach Übungsleiter Reiff: «11 Felix Huber sollt ihr sein» warfen sich die Mannen vom FC Neumünster in Winkelried-Manier in jeden noch so aussichtlosen Zweikampf und zeigten den Grünschnäbeln vom FC Stäfa, wo der allseits bekannte «Bartli den Moscht holt.» Auch ein bestens aufgelegter Baici trug, trotz vorangegangener Zürcher Krawallnacht, dazu bei, dass am Ende des Spiels drei wichtige Punkte zu Buche standen.

Im zweitletzten Spiel vor der Winterpause durften man den Weg zum SC Zollikon antreten. Auf artifiziellem Untergrund tat man sich ungewohnt schwer, insbesondere im gegnerischen Drittel. Vielversprechende Angriffsszenen waren ein rares Gut, sodass sich das Trainerduo gezwungen sah, der Offensive mehr spielerische Elemente einzuhauchen. Für den emsigen «Sertscho» kam kurz vor dem Pausentee der wuselige Wim ins Spiel, der nach einem schwer verlaufenden Atemwegsinfekt sein Comeback gab. Impfdurchbruch oder vielleicht doch das Resultat einer nicht durchgeführten aktiven Immunisierung gegen SARS-CoV-2? Beobachter der Szene lassen zweiteres vermuten, nachdem Koch bereits mehrfach zwielichtige Verbindungen ins «Bar am Egge Lager» nachgesagt wurden. Zurück zum Spiel. Die niederländisch-schweizerische Co-Produktion um Hazewinkel / Koch nahm zunehmend an Fahrt auf und schlug sich in sehenswerten Offensivaktionen nieder, die sich jedoch nicht in Tore ummünzen liessen. Auch nach dem Seitenwechsel lief man immer wieder gegen die massierte Zolliker Defensive an, ohne sich für den Aufwand zu belohnen. Das 0:0 schien fünf Minuten vor Schluss in Stein gemeisselt, ehe der Ball den Weg an die linke Strafraumecke zu Flügelflitzer Gabay fand, der den Ball gekonnt und entgegen der Laufrichtung des Torhüters in den Maschen verschwinden liess. Die Freude über den erzielten Führungstreffer war grenzenlos. In den verbleibenden Spielminuten entschied man sich dazu, die von Trainer Reiff vermittelten Punter-Qualitäten zu intensivieren und das runde Leder im Zolliker Wohnquartier verschwinden zu lassen. Schlussendlich blieb es beim 1:0 Auswärtserfolg. Mit drei weiteren wichtigen Zählern im Gepäck konnte man den Weg nachhause antreten und sich in aller Ruhe auf das bevorstehende Abschlussspiel der Hinrunde gegen den FC Küsnacht vorbereiten.

Mit dem FC Küsnacht wartete ein Gegner auf die Neumünsteraner, der gut in die Saison gestartet war und mit einem Sieg gegen den amtierenden Tabellenführer FC Maur sicherlich nicht zu unterschätzen war. In den finalen Trainingseinheiten wurde dementsprechend konzentriert trainiert, sodass man keine Zweifel darüber aufkommen liess, wer am Sonntag das Spielfeld als Sieger verlassen sollte. Trotz kurzfristigen Absenzenmeldungen, sowie Wecker-Funktionseinbussen, konnte sich die von Westerberg angeführte Elf schlussendlich sehen lassen. Mit einstudierten Ballstafetten liess man die Küsnachter dem Ball von der ersten Spielminute an hinterherhecheln. So kam es dann auch wenig überraschend, dass der Ball via Zinnenlauf Co-Produktion den Weg zu Hazewinkel fand, der den Ball gekonnt im gegnerischen Gehäuse versenkte. Auch in der Folge kamen die angereisten Zuschauer durch zahlreiche Offensivaktionen vollends auf ihre Kosten. Die beschwerliche Anreise auf die Sportanlage Looren dürfte sich spätestens dann gelohnt haben, als Gabay durch einen sehenswerten Freistosstreffer aus knapp 25 Metern das 2:0 für die Hausherren bescherte. Wirklich gefährlich wurde es für die Abwehrreihen selten. Umso frustrierender war es dann, als der Schiedsrichter einen sauber geführten Zweikampf von Lienert als elfmeterwürdig taxierte. Erster Schuss, erstes Tor. 2:1. Sei’s drum. Mit Moser und Conde wurde zu Beginn der zweiten Hälfte die starke rechte Zinnenlauf-Seite ersetzt. Handgestoppte dreissig Sekunden dauerte es bis Diego Armando Moser den Ball routiniert zum hochverdienten 3:1 einschob. Während die Zuschauer noch mit «Diego, Diego» Sprechchören beschäftigt waren, liessen die Küsnachter derweil keinen Moment unversucht, ihr mageres und einfallsloses Spiel durch abermalige Wortmeldungen zu unterstreichen. Ausgenommen sind dabei jedoch die Herren um Dario V.* und Nicolas R.* (* Namen der Redaktion bekannt), die einerseits aufgrund ihrer spielerischen Klasse und andererseits durch ihren ausgesprochenen Fairplay-Gedanken es sicherlich verdient hätten, in höheren Spielklassen ihren Unterhalt zu verdienen. Frei nach Boethius «Si tacuisses, philosophus mansisses.» Da gegen die defensive Grundordnung des FC Neumünster aus dem Spiel heraus wenig zählbares für die Gastmannschaft resultierte, bedurfte es einer Standardsituation, die den Küsnachtern den unverhofften Anschlusstreffer bescherte. In der Folge hielt der Mannschaftsverbund der Neumünsteraner das Spielgerät durch schöne Ballzirkulationen in der gegnerischen Spielhälfte und kam zehn Minuten vor Spielschluss zu einem berechtigten Elfmeter, der von Gabay souverän unter den Querbalken getreten wurde. Weitere drei Punkte für den FC Neumünster und ein rabenschwarzer Tag für die Herren des FC Küsnacht, der sich nun in die Gefilden des Abstiegskampfs begibt. Sorgen um den Verbleib in der Liga sollte man sich bei den Küsnachtern derweil keine machen, da sich mit D. Vögeli* und N. Reiff* (* Namen der Redaktion bekannt) in den eigenen Reihen zwei absolute Edelkicker wiederfinden. Die sagenhafte Trefferquote der Offensivspieler von jeweils 0 Toren aus 10 Spielen dürfte jedoch dazu führen, dass sich der eine oder andere Spitzenklub um die Dienste der beiden bewerben wird.

Der FC Neumünster überwintert derweil auf dem zweiten Tabellenplatz und dankt an dieser Stelle den zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützer für den geleisteten Einsatz. Für den nächsten Ernstkampf muss man sich jedoch ein wenig gedulden. Weiter geht es erst am 27.03.2022 auf der Spotanlage Witikon, wo der FC Neumünster die zweite Mannschaft des FC Meilen empfängt.