Herbstblues

Ausgelassen war der Jubel nach dem furiosen Cup-Thriller gegen die Oberklassigen «Industriellen» vom Zürcher Hardhof. Trotz sibirischen Wetterverhältnissen auf der Sportanlage Looren liess man es sich nicht nehmen, kurz inne zu halten und auf das bereits neunte ungeschlagene Spiel in Folge anzustossen. Wer sollte diese Mannschaft um das Trainergespann Reif / Westerberg noch stoppen? Die schreibende Zunft zog bereits erste Vergleiche zu den «Invincibles» von Arsenal London anno 2003 / 2004, die der Premier League das Fürchten lehrten. Zugegeben: Mit ein wenig Phantasie sah man etwa in Baici den jungen Jens Lehmann, oder im bienenfleissigen Huacan den Mittelfeldmotor Patrick Viera. Auch Larcheveque stand seinem Landsmann Thierry Henry in vielerlei Hinsicht in nichts nach.

Nach dem ereignisreichen Cup-Abend, war in der Folge der Liga-Alltag wieder angesagt für das Fanionteams des FCN. Mit breiter Brust stand man der zweiten Mannschaft des FC Volketswil gegenüber, die bis dato das Dasein einer «grauen Mass» fristete. Nach einer wilden Anfangsviertelstunde, die von technischen Unzulänglichkeiten geprägt war, übernahmen die Herren von Neumünster das Spieldiktat und konnten in der Folge den Ball in den eigenen Reihen gewohnt souverän zirkulieren lassen. Kurz vor dem Pausentee fing man sich den unglücklichen und unverdienten Gegentreffer, der im weiteren Spielverlauf wie ein Damoklesschwert über der Mannschaft hing. Nebst der Tor-Hypothek konnte man sich an jenem Tag nicht wirklich auf den Unparteiischen verlassen, der es für nötig befand, Abwehr-Patron Straumann nach einem «Allerweltsfoul» des Platzes zu verweisen. In der Folge profitierte auch noch Müller vom Discount-Code für rote Karten und verliess ebenso vorzeitig den Platz in Richtung Kabine. Zu neunt stemmte man sich noch kämpferisch gegen die drohende Niederlage. Es half nichts, am Ende stand es 0:2. An dieser Stelle sei noch die Barmherzigkeit des Zoo Zürich erwähnt, der dem Volketswiler Fananhang an jenem Sonntag Freigang aus dem Gorilla-Gehege gewährte. Grosses Kino!

In der darauffolgenden Woche erwartete man am westlichen Ufer des Greifensees mit dem FC Maur einen Gegner aus der oberen Tabellenhälfte. Obwohl etwas dezimiert, bedingt durch Rotsperren, sowie suboptimal terminierten Wanderferien, erhoffte man sich vor malerischer Herbstkulisse drei Punkte ins heimische «Fuessballstübli» zu entführen. Doch es kam wie es kommen musste. Frei nach Andreas Brehme «Hast du Sch****e am Schuh, hast du Sch****e am Schuh» pfiff der Unparteiische nach einer guten Viertelstunde einen fragwürdigen Handelfmeter, der von Baici im ersten Anlauf gehalten wurde, jedoch im Nachschuss zum frühen 0:1 Rückstand führte. Kurz vor der Pause fiel noch der zweite Gegentreffer, der den Spielern merklich zu schaffen machte. Glücklicherweise stand auf dem Platz ein bestens aufgelegter Gabay, der nebst dem souverän verwandelten Foulelfmeter noch den 2:2 Ausgleich beisteuerte, nachdem Lienert mit einem überragenden Dribbling die gegnerischen Abwehrspieler zu Statisten verkommen liess. Die Abwehr-Haudegen Naumann und Tenchio liessen in der Folge mit ihrer Erfahrung in der Defensive nichts mehr anbrennen, sodass man sich am Schluss mit der Punkteteilung zufrieden geben musste.

Nach der mageren Ausbeute von nur einem Punkt aus 6 Spielen, wartete mit dem FC Gossau III ein dankbarer Aufbaugegner für die Mannschaft des FC Neumünster. So kam es dann auch, dass nach anfänglichen Startschwierigkeiten der Torreigen durch Rafael Zinnenlauf eröffnet wurde. Nebst dem fast schon obligaten Müller-Tor (wenn er denn spielberechtigt ist), reihte sich mit Egli ein weiterer Spieler in die Torschützenliste ein, nachdem er zuvor in Ngamukol-Manier den Ball über die Linien bugsierte. Nach dem Seitenwechsel erfolgte der schnelle und befreiende Doppelschlag von Gabay, nachdem sich dieser vom Neumünster Anhang während den ersten 45 Minuten einiges an (un-)berechtigter Kritik anhören lassen musste, aufgrund der frappanten Ähnlichkeit (was die Chancenverwertung anbelangt) zu «Starstürmer» Dimitar Rangelov. Die Älteren unter uns erinnern sich. Das sehenswerte Schlussbouquet lieferte kurz vor Schluss der eingewechselte Dürig, der mit einem direkt verwandelten Eckball den 6:0 Endstand für die Hausherren besorgte. Freude herrscht!

Im Wissen um die wiedererlangte eigene spielerische Qualität trat man den Weg zum FC Greifensee II an, der bis dato insbesondere durch eine soliden Defensive zu überzeugen wusste. Nachdem man den gegnerischen Druckphasen durch geschickte Ballstaffeten entgegenwirken konnte, riss die Gastmannschaft mit zunehmender Spieldauer das Spielzepter an sich und konnte mit punktuellen Nadelstichen die gegnerische Abwehr vor Probleme stellen. Einziges Problem: Die Chancenauswertung. Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit liessen die «Neumünsteraner» keine Zweifel offen, wer hier als Sieger vom Platz gehen sollte. Doch der Wunsch war (einmal mehr) der Vater des Gedanken. Nach einer Viertelstunde des Grauens, gespickt mit individuellen Fehlern, sah man sich mit einem 0:3 Rückstand noch einigermassen gut bedient. Auch der Anschlusstreffer zum 1:3 durch Goalgetter Müller konnte die erneute Niederlage nicht mehr beschönigen. Ein Tag zum vergessen. Doch viel Zeit blieb nicht mehr, denn bereits vier Tage später erwartete man in der Runde der verbliebenen 32 Mannschaften des Zürcher Regionalcups den FC Embrach.

Alles war angerichtet für einen packenden Pokalabend. Als eine von vier verbliebenen Mannschaften aus der 4. Liga setzte man sich zum Ziel dem Gegner das Spiel so lange wie möglich schwer zu machen und ihm alles abzuverlangen. Bereits nach wenigen musste man jedoch einem Rückstand hinterherlaufen, der bis zum Schluss nicht mehr wettgemacht werden konnte. Der höherklassige Gegner war in allen Belangen die spielbestimmende Mannschaft und konnte am Ende verdient in die nächste Runde einziehen. Nochmals Glückwünsch an dieser Stelle.

Mit dem enttäuschenden Cupspiel warteten nun mit Stäfa, Zollikon und Küsnacht drei richtungsweisende Spiele, die darüber entscheiden, ob der FC Neumünster den Anschluss an die Tabellenspitze wahren kann. Es bleibt spannend!